Aufruf „Wir haben es satt – Münster und Münsterland“
Gemeinsam stehen wir für eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft, für Tier-, Arten- und Klimaschutz, faire Arbeitsbedingungen und dafür, auch über das Münsterland hinaus für ein global gerechtes Ernährungssystem zu sorgen.
Die Klimakrise, die schwindende Biodiversität und die Verschmutzung der Umwelt bedrohen unseren Lebensraum. Die Auswirkungen sind schon heute zu spüren – am verheerendsten beim Thema Ernährung. Dürren und schlechte Ernten auf der einen Seite, Überschwemmungen auf der anderen Seite, und ein dramatisches Artensterben sind nur einige der Folgen. Auch die in der Nahrungsmittelproduktion arbeitenden Menschen leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen.
Der Ernährungssektor trägt mit rund einem Drittel der globalen Treibhausgasemissionen maßgeblich zum Klimawandel bei. Um den 1,5 Grad-Pfad einhalten zu können, brauchen wir sofort eine Agrar- und Ernährungswende. Bauernhöfe, Erntearbeiter und Handwerk brauchen zudem faire Preise und gute Arbeitsbedingungen, während sich gleichzeitig alle Menschen gesunde Lebensmittel leisten können müssen.
Think global – act local
Unser Konsum im Münsterland hat globale Auswirkungen. Nahrungsmittel müssen klimaschonend und zu fairen Arbeitsbedingungen produziert werden, entlang der gesamten Lieferkette.
1. Für eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion!
Die Nahrungsmittelproduktion muss sozial-ökologisch umgebaut werden. Landwirtschaft wollen wir so umgestalten, dass sie ohne Pestizide und Überdüngung auskommt. Die bäuerliche Landwirtschaft wollen wir fördern und Bauern und Bäuerinnen durch entsprechende Rahmenbedingungen auch in die Lage versetzen, klimagerecht und umweltschonend zu produzieren.
2. Zugang zu gesunder und umweltgerechter Ernährung für alle!
Die Versorgung mit fair und umweltgerecht produzierten Lebensmitteln muss für alle Menschen gesichert sein. Auch Sozialleistungen müssen ökologischen Konsum ermöglichen.
3. Faire Preise für Erzeuger*innen, gute Löhne und faire Arbeitsbedingungen für alle!
Dem Preisdiktat der großen Supermarktketten muss durch die Stärkung regionaler, bäuerlicher und ökologischer Strukturen begegnet werden. Insbesondere müssen Einkaufspreise, die unterhalb der Produktionskosten liegen, verboten werden. Arbeitskräften müssen ein ausreichender Lohn, armutssichere Renten und faire Arbeitsbedingungen garantiert werden. Wir fordern eine starke Tarifbindung in Landwirtschaft, Nahrungsmittelverarbeitung und im Einzelhandel.
4. Gutes Essen für alle statt hohe Profite für Wenige!
Wir fordern die Einführung einer Übergewinnsteuer bei Agrar-, Lebensmittel-, Handels- und Düngemittelkonzernen. Die Vermögenssteuer muss wieder eingeführt und Kapitalerträge konsequent besteuert werden. Niedrige und mittlere Einkommen müssen hingegen entlastet werden und die Mehrwertsteuer auf klimafreundliche, nachhaltige Lebensmittel gesenkt werden. Umweltschädliche Subventionen müssen gestoppt werden!
5. Teller statt Trog, Tank oder Tonne!
Ackerflächen müssen, soweit möglich, für den Anbau von Nahrungsmittel statt für Futtermittelanbau, Biogas und Biosprit verwendet werden.
6. Lebensmittelspekulationen verbieten!
Das Spekulieren auf Lebensmittel muss verboten werden, ebenso wie die Privatisierung von Saatgut. Land muss gerecht verteilt werden. Wir fordern für die sozial-ökologische Transformation des Ernährungssystems mehr Entwicklungsgelder und den Stopp unfairer Handelsabkommen!
7. Nachhaltige öffentliche Verpflegung!
Die Verpflegung in Kantinen, Mensen und beim Catering muss nachhaltig sein. Der Anteil tierischer Nahrungsmittel muss zugunsten pflanzlicher Nahrungsmittel reduziert werden. Den Bioanteil wollen wir schrittweise auf 100 % anheben; Lebensmittel sollen bevorzugt aus nachhaltiger und fairer Produktion kommen.
Die Stadt Münster muss hier mit einer ausschließlich fairen öffentlichen Beschaffung vorangehen.
8. Transformation der Tierhaltung in Münster!
Münster und das Münsterland gelten als Hochburg der Schweinemast. Für ein nachhaltiges Ernährungssystem muss der Konsum tierischer Lebensmittel deutlich sinken, daher müssen wir in Münster damit beginnen, die Tierhaltung ökologisch und artgerecht umzubauen.
9. Verpachtung landwirtschaftlicher Flächen der Stadt nach sozial-ökologischen Kriterien –
Steigerung von 1,5 auf 30 Prozent!
Die nach sozial-ökologischen Kriterien verpachteten landwirtschaftlichen Flächen der Stadt Münster stagnieren seit vielen Jahren bei ca. 1,5 % aller Flächen. Wir fordern eine Verknüpfung der Pachtvergabe mit der Auflage keine Pestizide und keine chemisch-synthetischen Düngemittel verwenden zu dürfen. Die Stadt Münster muss sich bei der Vergabe der landwirtschaftlichen Flächen an das Bundesziel von 30% der Flächen für Ökolandbau bzw. nach strengen sozial-ökologischen Kriterien (z.B. nach dem Kriterienkatalog der Gemeinwohlverpachtung oder angelehnt an das EU-Biosiegel), heranarbeiten!
10. Flächenpool für Gemüseinseln
Wir fordern eine Ausweisung von geeigneten, öffentlichen Flächen für den ökologischen Obst- und Gemüseanbau für den Eigenbedarf. Diese Flächen sollen unter dem Motto Essbare Stadt interessierten Bürger*innen der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Die Flächen sind quartiersbezogen und dezentral über das gesamte Stadtgebiet auszuweisen.
11. Freiflächen für Tier- und Pflanzenschutz
Die Stadt muss darüber hinaus Freiflächen für Tier- und Pflanzenschutz sowie Biodiversität in ausreichender Größe ausweisen. Die Biodiversitätskrise muss endlich ernstgenommen werden! Die Grünzüge dürfen nicht weiter angetastet werden. Jede weitere Versiegelung von Flächen ist zu unterlassen. Dies gilt auch für eine Versiegelung von Flächen mit PV-Anlagen. Die Energiekrise darf nicht gegen die Biodiversitätskrise ausgespielt werden.